Ep. 69: Renten-Streit und Machtspiele

Shownotes

In dieser Folge räumt Ines mit den Mythen rund um das Rentenchaos auf und zeigt, wie die Junge Union und die Union mit Generationengegensätzen Politik auf dem Rücken von Millionen Rentnerinnen und Rentnern machen. Gleichzeitig blickt sie in die USA, wo Zohran Mamdani im Weißen Haus für eine ganz andere, soziale Politik steht.

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00:00:01: Herzlich willkommen zu einer neuen Folge von Hyperpolitik.

00:00:11: Alles ist politisch, aber nichts verändert sich.

00:00:14: Darum geht's in Hyperpolitik.

00:00:17: Einmal im Monat spreche ich Ines Schwertner über alles, was gerade politisch läuft, was uns beschäftigt, was in den Zeitungen im Fernsehen hoch und runter.

00:00:26: besprochen wird und ordnet das ein, worum geht es eigentlich wirklich?

00:00:31: Und ich glaube, das, was uns in den letzten Wochen am Allermeisten beschäftigt hat, war ja die Frage der Renten.

00:00:37: Also das ganze Rentenchaos dieser Regierung wird heute einmal aufgeräumt und wahrscheinlich wird es auch immer noch weitergehen, aber für den Moment sortiere ich das erst einmal ein.

00:00:47: Ich beginne aber jede Folge von Hyperpolitik, immer damit eine kleine Szene zu beschreiben, die besonders Hyperpolitisches.

00:00:53: Wo man denkt, es kann jetzt eigentlich nicht sein, es kann jetzt eigentlich nicht wahr sein.

00:00:58: Um mich noch mal kurz zurückzuholen zu der letzten Folge, wo es ja darum ging, ich war in New York zu Besuch und New York hat jetzt einen neuen sozialistischen Bürgermeister.

00:01:08: Sorry, ma'am, Dani hat es wirklich geschafft.

00:01:10: Er hat die Wahlen ... gewonnen.

00:01:12: Er ist jetzt New Yorker Bürgermeister und alle so, yeah, was passiert jetzt?

00:01:16: Wird New York untergehen?

00:01:17: Oder wird doch einfach nur die Stadt ein bisschen mühlfreier und die Busse fahren kostenlos, kurz vor der Revolution also praktisch.

00:01:24: Und alle waren total erfreut und ich natürlich auch.

00:01:28: Und dann gab es eine Szene in der letzten Woche, die so schräg war, dass ich dachte, das hätte ich mir vor zehn Jahren auch nicht vorstellen können.

00:01:36: Nämlich, dass Sorin Mamdani ins weiße Haus eingeladen wurde zu Trump.

00:01:40: Trump hat ihn eingeladen und die beiden waren in seinem Büro im Oval Office.

00:01:47: Trump sitzt, Mamdani steht neben ihm.

00:01:51: Mamdani wird gefragt während dieser Pressekonferenz von Journalisten, würden sie sagen, Trump sei ein Faschist.

00:01:58: Mamdani natürlich ein bisschen zurückhaltend.

00:02:01: Und Trump sagt sofort, ist schon okay, Junge, boi, sag es ruhig.

00:02:07: Denn das ist dann einfacher, das macht es einfacher.

00:02:10: Und dann sagt man dann eben, okay, ja, ja, also ist er.

00:02:15: Und das war so absurd.

00:02:16: Also man müsste sich diese Szene vorstellen im deutschen Kontext, als wäre jetzt Alice Weidel Bundeskanzlerin.

00:02:23: Und LFR wird Bürgermeisterin in Berlin und muss ins Bundeskanzleramt und wird dann gefragt, ob Alice Weidel eine Fascistin ist.

00:02:32: Und die sagt dann, ja, das darfst du ruhig sagen, das macht die Sachen einfacher.

00:02:34: Also daran merkt man schon immer noch.

00:02:36: Wir können uns im politischen Deutschland über ganz viele Sachen aufregen.

00:02:41: Die USA ist immer noch zehn Schritte weiter.

00:02:43: Ich dachte, in dem Moment, als ich das gesehen habe im Internet, wir leben in einem Paralleluniversum.

00:02:49: Das kann es jetzt eigentlich nicht geben.

00:02:50: Das kann jetzt nicht wirklich passiert sein.

00:02:52: Aber es ist wirklich das eingetreten, was wir befürchtet haben.

00:02:55: Trump macht einfach so, als würde man, als wäre eine gute Kumpel, und das wäre das alles gar kein Problem.

00:03:00: Okay, jetzt ist dann demokratische Sozialist-Bürgermeister, aber Hauptsache, ich bin jetzt wieder gerne in New York.

00:03:06: Also, er macht diese Kumpelnummer.

00:03:08: Es kann trotzdem sein, dass er nächste Woche mit der Nationalgarde in New York einmarschiert.

00:03:12: Und das ist die absolute Craziness unserer Zeit, dass beides parallel nebeneinander passieren kann oder vorstellbar ist.

00:03:19: Das zeigt einmal, wie Trump regiert und dass man überhaupt nicht weiß, was morgen ist, welche Art von Frieden zu planen gibt es oder nicht, ob er seine Meinung ändert.

00:03:28: hat so krasse Konsequenzen für die ganze Weltpolitik, für die Bevölkerung in New York, aber für die Bevölkerung überall.

00:03:34: Insofern ist es, wenn man sich das mal vor Augen hält, absolut verrückt, deswegen darf man gar nicht viel länger drüber nachdenken, dass der mächtigste Präsident der Welt so ein Typ ist.

00:03:45: Man vergisst es, man verdrängt es jeden Tag, aber es ist tatsächlich so.

00:03:47: Also, das ist wirklich Hyperpolitik, er ist best.

00:03:51: Das werden wir so schnell in Deutschland nicht einholen können, aber ... Die CDU gibt sich zumindest Mühe, weil Trump, Trump nie im Nichts nachzustehen, insbesondere die Jungeunion und die junge Gruppe im Bundestag.

00:04:07: Die habe ich gefressen, weil das sind so jüngere Männer in meinem Alter, also jung.

00:04:16: Die, jetzt meinen sie, müssten den Aufstand proben.

00:04:19: Ausgerechnet diese Junge Union, die Friedrich Merz noch zum Kanzler gemacht hat, also denen alle anderen Kandidaten, schon immer Merkel, Laschet, alle, die sie vorher da waren, immer zu soft waren und zu links, weil die gesagt haben, wir brauchen jetzt einen richtig harten Mann, Friedrich Merz und so weiter.

00:04:35: Jetzt ist Friedrich Merz Kanzler und sie versuchen ihn, ich würde so weit gehen, es zu sagen, zu stürzen anhand dieser ... Rentenebatte.

00:04:43: Was nicht nur extrem dumm ist, würde ich sagen, politisch dumm ist, sondern eben auch extrem gefährlich, weil es findet statt, dieses Machtspielchen gegen Friedrich Merz findet statt, auf dem Rücken von einundzwanzig Millionen Rentnerinnen und Rentnern.

00:04:57: Worum geht es bei diesem Rentenpaket, das jetzt auch vermutlich wieder aufgeschnürt wird?

00:05:03: in den kommenden Tagen.

00:05:05: Deswegen ist jetzt alles, was ich gerade sage, Status quo.

00:05:08: Und es zeigt auch schon, wie umkämpft das ist, weil sich jeden Tag etwas dazu ändern könnte.

00:05:12: Man kommt ja kaum mit.

00:05:13: Selbst wenn man im politischen Betrieb ist, kommt man ja kaum mit.

00:05:16: Worum geht's eigentlich?

00:05:17: Weil im Diskurs so viele Lügen und Mythen wieder umherschwirren, dass wir die ganze Zeit damit zu tun haben, überhaupt zu erklären, worum geht's?

00:05:27: Also in dem vorliegenden Rentenpaket von Werbebaas, Arbeitsministerin, SPD.

00:05:33: geht es darum, mehrere Punkte aus dem Koalitionsvertrag zu verwirklichen.

00:05:39: Das ist einerseits das Rentenniveau auf forty-eight Prozent zu halten, also eine Halterlinie einzubauen.

00:05:46: Forty-eight Prozent des Lohns werden dann eben durchschnittlich als Rente gezahlt.

00:05:51: Das ist sehr, sehr wenig.

00:05:52: Also man muss sagen, dieses Rentenniveau ist sehr, sehr wenig.

00:05:55: Es war früher schon mal viel, viel höher.

00:05:58: Es wurde abgesenkt von dreiundfünfzig auf forty-eight Prozent.

00:06:01: Während der Agendajahre und das heißt, das ist jetzt schon für ganz viele Menschen.

00:06:05: ein Viertel der Rentnerinnen und Rentner haben bereits jetzt schon eine Armutsrente.

00:06:09: Und die Armutsrenten haben sich seitdem auch verdoppelt, also seit dieser Runtersetzung des Rentenniveaus.

00:06:14: Das heißt, es ist das absolute Minimum, diese forty-eight Prozent zu halten.

00:06:19: Sollte dieses Rentenpaket nicht kommen, käme es zu einer realen Rentenkürzung.

00:06:24: Wenn man diese Halterlinie eben nicht hat, dann würde es bis dahin sie gelten soll.

00:06:31: Die Renten real gekürzt werden auf forty-six Prozent.

00:06:34: Und das bedeutet für die Menschen dann im Portemonnaie einfach weniger Geld.

00:06:38: Weil wir wissen, auch die Preise steigen weiter, die Mieten steigen weiter.

00:06:42: Also Rentnerinnen sind ja davon nicht ausgenommen.

00:06:44: Und das betrifft natürlich nicht nur diejenigen, die jetzt schon Rente haben, sondern natürlich auch diejenigen, die in den nächsten Jahren in Rente gehen würden.

00:06:51: Also das Rentenniveau ist ein großes Thema.

00:06:54: Daran stören sich vor allem die Junge Union.

00:06:56: Dann gibt es noch die Aktivrente.

00:06:58: in diesem Paket, also der etwas ominösere Bestandteil, würde ich mal sagen, wo es darum geht, dass diejenigen, die können länger arbeiten können.

00:07:08: Das geht auch jetzt schon.

00:07:09: Es wird dann halt nochmal begünstigt.

00:07:12: Da würden wir jetzt als Linke sagen, brauchen wir ihn jetzt nicht unbedingt, weil uns geht es ja um die Leute, die wirklich sich kaputt schuften und nach vierzig Jahren in Rente gehen sollen.

00:07:20: Aber es ist jetzt auch nicht besonders schädlich.

00:07:22: Also jeder, der weiter arbeiten will, kann das natürlich tun.

00:07:25: Und es geht um die Mütterrente.

00:07:26: Es geht um die Mütterrente II, dass diejenigen Mütter, die Kinder geboren haben vor deiner Zeit, eben auch dafür eine Rente, quasi eine Entschädigung bekommen für diese Sorgearbeit, die sie geleistet haben, das ist in diesem Paket zusammengeschnürt, wie immer ein Kompromiss aus den verschiedenen Parteien.

00:07:45: Und die Junge Union greift das jetzt eben an auf ihrem Deutschlandtag.

00:07:51: Ich guck mir das ja immer an.

00:07:52: Das ist ja das Schlimme, dass ich immer wieder diesen Polytmasochismus habe, dass ich mir den Deutschlandtag der Jungen Union seit Jahren angucke, weil das eigentlich immer die größte Shitshow ist.

00:08:01: Seit jeher.

00:08:02: Aber jetzt haben sie es eben wirklich noch mal geschafft, ihren Kanzler, der schon relativ weit rechts steht innerhalb der Union, rechts zu überholen und zu sagen, wir greifen jetzt dieses Rentenpaket an, weil wir halten das nicht für generationengerecht.

00:08:15: Und das klingt natürlich erst mal total ... Nachvollziehbar und so stimmt.

00:08:21: Die Jungen müssen einzahlen, total ungerecht.

00:08:23: Auch klar, dass die Junge Union sagt, es ist aber alles Bullshit.

00:08:28: Man darf sich wirklich auf diesen Pfad überhaupt gar nicht einlassen.

00:08:33: Erstens wissen diese jungen Männer, sind sie ja in der Regel, überhaupt nicht wovon sie reden, weil sie weiter von weg sind, schon vierzig Jahre gearbeitet zu haben oder zu wissen, was das für Leute bedeutet, dass die rechtzeitig in Rente gehen sollen, die auch weiter von weg sind.

00:08:46: eine Armutslohn oder eine Armutsrente zu bekommen, also all das ist schon mal Bullshit, aber die Frage der Generationengerechtigkeit ist auch deshalb falsch, weil es geht ja um die Beitragszahler, die in die Rentenkasse einzahlen.

00:08:59: Beitragszahler sind wir alle oder sind eigentlich alle.

00:09:03: Menschen, die arbeiten gehen, die beitragspflichtig sind, zahlen auch in die Rentenkasse ein.

00:09:07: Egal, ob sie fünfundzwanzig sind, fünfunddreißig oder fünfundvierzig.

00:09:11: Also es geht um die ... Beitragszahler und es geht nicht um alt und jung.

00:09:16: Mein Sohn, der zehn ist, zahlt nicht in die Rentenkasse ein.

00:09:20: Der ist Schüler, der soll nicht in die Rentenkasse einzahlen.

00:09:24: Der würde das irgendwann tun, aber es geht um die Frage, wer zahlt in die Rentenkasse ein?

00:09:30: Das ist der eigentliche Punkt, weil unsere Kritik ist, es zahlen zu wenige ein.

00:09:34: Es zahlen diejenigen nicht ein, die meistens einen besseren Verdienst haben.

00:09:38: Das sind ... allen voran Abgeordnete, Politiker, die einzahlen sollten, die in die Pensionskasse einzahlen, genauso wie Beamte und Selbstständige.

00:09:48: Also die Menschen, die im Grunde durchschnittlich mehr verdienen, das geht nicht für alle Beamte, aber trotzdem ein einheitliches System zu schaffen, in dem wirklich alle einzahlen, sodass man da eine Gerechtigkeitslücke schließt.

00:10:01: Das ist sehr wichtig.

00:10:04: mehr haben, sollen auch mehr einzahlen.

00:10:06: Die sogenannte Beitragsbemessungsgrenze muss verdoppelt werden, wenn nicht sogar abgeschafft werden.

00:10:12: perspektivisch, um eben zu sagen, jemand, der elftausend Euro verdient, soll auch für diesen Lohn in die Rentenkassen einzahlen, damit es ausgeglichen wird.

00:10:20: Das heißt, es geht darum, Zahlen alle ein, zahlen sie ihren gerechten Beitrag, damit die Rentenkassen aufgefüllt werden und alles Weitere, was jetzt in diesem Rentenpaket verhandelt wird, kommt zusätzlich an Steuergeld dazu.

00:10:33: Und das ist eben auch so ein Streitpunkt.

00:10:35: Tut mir leid, wenn es jetzt sehr technisch wird.

00:10:37: Aber ich glaube, es ist wichtig, das einmal aufzuklären, weil diese Mythen sich sowieso ein Dunst über allem tragen.

00:10:43: Und das Argument der Jungen Union ist auch, das ist aber auch ungerecht, weil das müssen jetzt die Steuerzahler zahlen.

00:10:49: Ja, das stimmt.

00:10:51: Das war aber ehrlicherweise schon seit Bismarck und auch unter Konrad Ardern auch schon so.

00:10:55: Also es war schon immer so geregelt, dass ein Teil der Renten nicht nur von den Beiträgen kommen, sondern immer auch durch das Steuergeld hinzugenommen wird.

00:11:06: Das heißt, das ist überhaupt nichts Neues.

00:11:08: Man würde fast sagen, eine grundkonservative Idee.

00:11:13: Insofern ist es jetzt keine komische Verrücktheit von Werbebaas.

00:11:16: Und trotzdem ist es eben der Angriffspunkt.

00:11:19: Der einzige Punkt, der stimmt an der Kritik der Jung Union ist, dass diese Halte-Linie von forty-fünf Prozent nur bis zwei-tausenddreißig gelten soll und danach eben unklar ist, was damit passiert.

00:11:31: Und das kritisieren wir auch, weil wir sagen, wir wollen ja das Rentenniveau nicht nur stabilisieren, sondern eigentlich sogar wieder anheben, weil forty-fünf Prozent nicht ausreicht.

00:11:39: Und deswegen ist diese Halte-Linie nur bis zwei-tausenddreißig festzulegen, tatsächlich nicht nachhaltig gedacht.

00:11:45: Also es ist einfach sehr, sehr kurzfristig gedacht zu sagen, jetzt in den nächsten Jahren kommen wir schon irgendwie über die Runden.

00:11:50: Und für danach ist die Finanzierung nicht gelöst.

00:11:52: Das ist der einzige Punkt, wo ich sagen würde, da haben Sie recht, aber Sie drehen das natürlich auf eine Vorkommandere Seite.

00:11:58: Also Sie kommen von der ganz anderen Richtung, weil Sie eben wollen sowohl das Rentenniveau anzugreifen als auch das Rentenalter und perspektivisch zu sagen, das Rentenalter soll an das Lebensalter gekoppelt werden, was im Grunde bedeutet, die Menschen werden gezwungen, länger zu arbeiten.

00:12:13: Wenn Sie es nicht tun, ist das eine reale Rentenkürzung.

00:12:15: Also das Ganze ... läuft auf reale Rentenkürzungen hinaus.

00:12:20: und das ist die Wahrheit, die man immer wieder aussprechen muss, dass diese ganze Politik der Jung-Union im Namen der Generationengerechtigkeit real Rentenkürzungen bedeuten.

00:12:30: Das bedeutet längere Arbeitszeit, es bedeutet in jedem Fall, dass diejenigen, die sowieso schon eine geringe Rente haben, noch weniger haben.

00:12:37: und das ist also eine Vertiefung dessen, was schon vor zwanzig, fünfzwanzig Jahren angefangen wurde, Und um nicht nur gegen die Junge Union zu schießen, weil das ist auch sehr leicht gegen die zu schießen, weil die sind natürlich auch extrem bekloppt.

00:12:51: Und deswegen nenne ich sie auch immer Hayopais, weil mich die wirklich so aufregen.

00:12:54: Also weil ich gar nicht mehr ganz sicher bin, ob die das bewusst machen, um Friedrich Merz zu stürzen als Machtpolitik.

00:13:01: Dann wäre es einfach zynisch, weil es auf dem Rücken der Rentnerinnen und Rentner.

00:13:04: Oder ob sie wirklich einfach so dumm sind, das zu glauben und zu glauben, sie würden da Generationengerechtigkeit herstellen.

00:13:10: Ich bin mir manchmal nicht so ganz sicher, ehrlicherweise.

00:13:13: Aber um nicht nur auf die junge Union rumzuhacken, natürlich ist es auch ein Problem des Machtkampfes innerhalb der Union.

00:13:19: Also Jens Spahn hat es nicht unter Kontrolle.

00:13:21: Ich glaube, er will es auch nicht unter Kontrolle haben, weil er möchte eigentlich auch insgeheim den Kanzler stürzen.

00:13:26: Also das ist wieder so ein Ausdruck des Rechtsrucks innerhalb der Union.

00:13:31: Das ist das eine.

00:13:32: Ich kann aber auch an der Stelle jetzt nicht SPD und Grüne ganz... Tut mir leid.

00:13:38: Ich weiß, es ist immer politisch ein bisschen schwierig, aber ich kann sie auch nicht ganz von der Angel loslassen, weil... das Rentenniveau während der Agenda, während der ganzen Zeit von Hartz IV, mit abgesenkt wurde.

00:13:49: Das heißt, dass wir überhaupt diese Verdopplung an Armutsrenten haben, dass wir überhaupt diese Situation haben, dass wir uns darüber streiten müssen, dieses Rentenniveau zu halten, was das absolute Minimum ist, also wofür gerade die Arbeitsministerin ja kämpft.

00:14:03: hat aber die SPD verursacht.

00:14:05: Also die ganze Frage, den Niedriglohnsektor, die Finanzierbarkeit der Renten, all das, die Einführung der Riesterrente, meiner Meinung nach der größte Unfall neben Hartz IV bei dieser Einführung der Riesterente, die dafür gesorgt hat, dass Renten privatisiert werden, dass wir private Vorsorge zur neuen Normalität machen, wo dann große ... Unternehmen daran verdienen, wo die im Großen privaten Versicherer daran verdient haben in den letzten Jahren und bei den Menschen überhaupt nicht viel mehr angekommen sind, also der bürokratische Aufwand, den die Riesterrente bedeutet.

00:14:39: Und das, was das für die Menschen, was da am Ende bei rauskommt, steht in überhaupt keinem Verhältnis.

00:14:44: Deswegen müsste man auch dieses gesamte System Riester wieder rückabwickeln.

00:14:48: Also um das Rentensystem wirklich gerecht zu machen, muss diese ... dritte Säule, die eingeführt wurde, der privaten, kapitalgedeckten Renten, die Schwankung unterlegen ist und die natürlich sich auch einfach nicht jeder leisten kann.

00:15:02: Also es gibt einfach einen großen Teil an Rentnerinnen und Rentnern, insbesondere im Osten, die haben kein Vermögen und die haben auch nicht die Möglichkeit, nochmal hundert Euro im Monat in ETFs und irgendwie was reinzustecken.

00:15:14: Das heißt, dieser ganze Diskurs und das war gestern auch im Bundestag bei der Generaldebatte so alle.

00:15:21: bisschen zu den grünen Sprechen von kapitalgelegten Renten.

00:15:25: Und das ist einfach eine große Gefahr, weil wir ein so wichtiges Segment wie die Renten auf den Kapitalmarkt werfen.

00:15:32: Das ist wie bei den Wohnungen.

00:15:33: Das ist eine Sache.

00:15:34: Wenn man das einmal macht, kann man es ganz schwer nur wieder zurückholen.

00:15:37: Und das heißt, es können erstens nicht alle machen.

00:15:40: Deswegen ist es schwierig.

00:15:41: Und zweitens.

00:15:42: Sorgt man eben dafür, dass diese Kapitalisierung und die Privatisierung der Renten sich auf dem Kapitalmarkt, wo dann Menschen damit große Dividenden und Gewinne machen, was aber in keinem Verhältnis steht zu dem, was da eingezahlt wird.

00:15:56: Und damit macht man das beitragsfinanzierte Rentensystem, das umlagefinanzierte Rentensystem, was wir haben seit Bismarck.

00:16:04: Und Gott bei Gott, also als Linke bin ich nämlich die letzte, die Bismarck jetzt feiert.

00:16:09: Aber dieses Sozialsystem ist sicher.

00:16:12: Das Rentensystem ist sicher, es hat Weltkriege überlebt, es hat Wirtschaftskrisen überlebt, es ist sicher, die Rücklagen sind da.

00:16:19: Jedes Geräte davon, dass das umlagefinanzierte System unsicher sei, ist Bullshit.

00:16:24: Erstens, und es lohnt sich auch darum, zu kämpfen, weil es trotzdem, trotz aller Mängel, die es jetzt hat, das Gerechteste ist, was wir haben, weil es nämlich wirklich für Generationengerechtigkeit sorgt und weil es auch für Gerechtigkeit sorgt innerhalb der Beitragszahler.

00:16:38: Deswegen ... kämpfen wir für das umlagefinanzierten system aber wollen es eben viel viel gerechter machen.

00:16:44: dass alle einzahlen dass die arbeitgeber einen größeren anteil daran tragen ist in vielen anderen ländern auch so dass die arbeitgeber mehr zahlen als die arbeiterinnen und arbeiter.

00:16:53: das heißt auch das ist möglich.

00:16:55: ich weiß es ist in deutschland manchmal schwer vorstellbar weil es einfach so starke wirtschaftsverbände gibt die sagen wenn das passiert dann wird wahrscheinlich die welt untergehen.

00:17:04: zufälligerweise in anderen ländern wo das so ist ist die welt noch nicht untergegangen.

00:17:09: Insofern könnte man auch dafür kämpfen und da einfach für mehr Gerechtigkeit sorgen.

00:17:13: Und ich glaube, wenn mehr Leute das alles wüssten, und ich meine, wir haben tolle Rentenexpertinnen bei uns in der Partei, Sarah Vollard macht das für uns im Bundestag, das heißt, wenn mehr Leute davon wüssten, was eigentlich das Problem ist, ich glaube, dann würden sie auch anders entscheiden.

00:17:28: Und was mich zumindest erfreut hat, ist trotz dieses wirklich bekloppten Diskurses, wo Topökonom ... Also wirklich so Ökonomen.

00:17:38: Den ganzen Tag rauf und runter behaupten, die Rente sei nicht sicher.

00:17:42: Und eben die Junge und Jonas behaupten, trotz dieser Welle an Desinformationen sagt zumindest jetzt einer Vorsatzstudie aus dieser Woche, sagt diese Vorsatzstudie, dass alle Altersklassen, also egal ob jung, alt, mittel oder egal aus welchen, ob Rentner, Selbstständige oder Arbeiterinnen, Arbeiter, alle sagen durchweg.

00:18:05: wenn die Rente gesichert bleiben bis zu einem Jahrzehnt.

00:18:09: Wir nehmen danach keine Rentenkürzungen in Kauf.

00:18:13: Die Menschen haben trotzdem einen gesunden Menschenverstand, der ihnen sagt, es darf keine Rentenkürzung geben, auch in Zukunft nicht, um jetzt die Rente stabil zu halten.

00:18:22: Ich glaube, das ist gut für uns, als Linker als Argument zu sagen, die Menschen haben dafür ein Gespür.

00:18:27: Es gibt einen Gerechtigkeitssinn.

00:18:31: Trotz dieses Gerätes von Generationenproblematik spüren die Leute, dass darin ein anderes Problem liegt.

00:18:38: Deswegen gibt mir das Hoffnung, dass wir diesen Sturm überstehen.

00:18:43: Wir wissen aber nicht, was in der Koalition rauskommt.

00:18:46: Ich kann mir gut vorstellen, dass dieses Rentenpaket noch mal schlechter wird, weil es einfach ein Machtkampf ist.

00:18:53: Und friedlich mir Angst hat, diese Abstimmung zu verlieren.

00:18:58: Es könnte wie jeden Tag so sein, mittlerweile bin ich mir nicht mehr sicher, dass auch so eine Koalition daran zerbricht.

00:19:04: an der Frage.

00:19:04: Ich weiß jetzt nicht, ob es nächste Woche wäre oder erst in einem halben Jahr, aber man sieht schon, dass da immer wieder krasse Widersprüche aufeinanderprallen.

00:19:11: Und man sieht eben auch vor allem deutlich, dass es bei so einem eigentlich sensiblen Thema wie Renten und Rentenalter, wo ... jede Woche ein Angriff kommt und gesagt wird, ihr müsst bis siebzig arbeiten.

00:19:23: Das ist ja ein Versuch, den die Arbeitgeberlobby und Konservative und Liberale wirklich nonstop machen, die prüfen, wie weit sie gehen können.

00:19:31: Und ich weiß, wir haben jetzt keine französischen Verhältnisse, es wird jetzt auch kein Generalstreik wahrscheinlich passieren, wenn es auf das Rentenalter geht, weil im Vergleich ... Die Deutschen tendieren nicht so stark dazu, sofort die Straßen anzuzünden, wie die Franzosen das tun.

00:19:48: Die haben es schon dreimal in Folge durch große Streiks Rentenreformen stoppen können.

00:19:53: Also man sieht, dass es möglich ist.

00:19:55: Aber wenn man die deutschen Verhältnisse kennt, wie gesagt, weiß ich nicht, ob das in dem Sinne so möglich ist.

00:20:00: Aber ich glaube trotzdem, dass Gewerkschaften, Sozialverbände, dass alle, die davon betroffen sind oder betroffen sein könnten, also auch das junge Leute, jeden Grund haben bei solchen Angriff auf die Rente, auf die Straße zu gehen.

00:20:13: Weil am Ende betrifft es uns alle, irgendwann werden wir alle an Rente gehen und selbst wenn wir jetzt noch nicht direkt betroffen sind, sollten wir es für unsere Omas, Opas, Eltern tun, weil es eben nicht darum geht, dass wir die Generation gegeneinander ausspielen.

00:20:26: Also ein kluger Genosse von mir hat einmal gesagt, dass der Generationenkrieg ist Klassenkampf für Dumme.

00:20:33: Also lasst uns lieber den Klassenkampf führen, wo er richtig ist.

00:20:36: Nämlich gegen die großen Bonzen, die nicht einzahlen wollen.

00:20:40: Und auch gegen die Politiker, die diejenigen schützen, die nicht einzahlen wollen.

00:20:45: Damit, das war jetzt kein offizieller Aufruf zum Generatstreck.

00:20:48: Aber ihr wisst glaube ich, was gemeint ist.

00:20:52: Also ich finde, Protest ist schon legitim.

00:20:55: Und zum Abschluss noch dieser Folge ist es ja auch immer... Ich soll ja auch immer wieder mit was Positiven enden.

00:21:01: Also Positiver als Generalschraket, fast nicht.

00:21:03: Aber trotzdem sollte ich es noch erwähnen, weil diesen hyperpolitischen Diskurs zu durchtrennen und auch sich davon zu lösen, was passiert jeden Tag in den Medien und welche Sau wird da durchs Dorf getrieben, ist wirklich auch so.

00:21:19: Organisierungsarbeit, die am Boden der Tatsachen stattfindet.

00:21:21: Und deswegen freue ich mich.

00:21:23: dass wir als Linke jetzt mit der Mietenkampagne, die wir auch im letzten Monat gestartet haben, genau diese Arbeit machen.

00:21:29: Also als ein Beispiel dafür, und das machen andere Parteien auch, und da sind wir wirklich nicht die einzigen, aber es zeigt sich, dass diese langfristige Organisierungsarbeit und zu sagen, wir bleiben beim Team am Mieten dran, egal, ob sonst politisch wieder vergessen wird.

00:21:45: Wir bieten weiter die Mietwucher-App an.

00:21:48: Wir bieten weiter den Heizkosten-Check an.

00:21:49: Wir sagen weiter, wir gehen an die Haustür.

00:21:52: Wir fragen die Menschen, was ihr Problem ist.

00:21:53: Wir machen Sammelwidersprüche.

00:21:56: Wir machen Mieterinversammlung.

00:21:57: Wir helfen den Menschen, dass sie zu ihrem eigenen Recht kommen.

00:22:00: Das ist die Arbeit, die viel zu selten in den Medien vorkommt, die die Leute vor Ort sehen.

00:22:06: Und sie spüren, es ist noch jemand da und kümmert sich um mein Problem.

00:22:10: egal, ob das an der Tagesschau läuft oder nicht.

00:22:12: Und ich glaube wirklich sehr, dass wir da diesen langen Atem brauchen, um den Menschen zu zeigen.

00:22:18: Wir sind immer noch da und wir bleiben immer noch an diesem Thema dran, weil für viele bedeutet das etwas, wenn sie hundertfünfzig Euro Heizkosten, die falsch abgerechnet wurden, wieder zurückbekommen.

00:22:29: Und für viele bedeutet das etwas zum ersten Mal auf einer Mieterinversammlung zu sein.

00:22:33: Um das Gefühl zu bekommen, wir können uns dagegen wehren, wenn das Treppenhaustreck ist.

00:22:37: Wir können uns dagegen wehren, wenn irgendwas nicht richtig gedämmt ist.

00:22:39: Wir können gemeinsam eine Mietminderung erstreiten.

00:22:42: Was auch immer.

00:22:43: Es sind manchmal diese kleinen Kämpfe im Alltag, die dann was ... größeres bedeuten und die Menschen dann zeigen, hey, ich kann zum Mieterverein gehen, hey, ich kann mich eigentlich wehren oder ich kann mich zusammenschließen, mich gegen den Vermieter wehren und das erhöht die Chance, dass man sich beim nächsten Mal vielleicht auch gegen den Chef wehrt oder dass man sich dann politisch engagiert.

00:23:02: Also das ist die Arbeit, die wir machen, die eigentlich die Grundlegendere ist.

00:23:07: finde ich, um stärker zu sein, um auch vielen Menschen zu zeigen, dass wir glaubwürdig dabei sind.

00:23:13: und dann bei der nächsten großen Sache, und da ist jetzt das Rentenpaket nur eine Geschichte, das könnte in ein paar Monaten schon wieder was anderes sein, um ihnen zu zeigen, es lohnt sich, sich zu organisieren, egal ob in Gewerkschaften, Parteien oder auch in Verbänden, die für soziale Gerechtigkeit streiten, es lohnt sich, sich zu organisieren, weil man gemeinsam auch ... solche Angriffe abwehren kann und weil man vielleicht sogar was Positives erstreiten kann.

00:23:37: insofern.

00:23:38: Ja, bin ich sehr stolz darauf, dass wir das jetzt gemacht haben und ihr könnt auch gerne diese Angebote ausprobieren, weil sie helfen tatsächlich.

00:23:45: So wurde mir das von vielen schon erzählt, die sich dann schönen Weihnachtsgeschenke davon kaufen können, weil ihre Vermieter nämlich einfach die Heizkosten falsch abgerechnet haben.

00:23:55: Also was könnte es schöneres geben als Weihnachtsgeschenke zu kaufen von Geld, das die Evonovia wieder zurückzahlen muss?

00:24:01: Toll.

00:24:03: Das damit und damit freue ich mich auf die nächste Folge, die dann eine Weihnachtsfolge sein wird.

00:24:07: Wir sehen uns dann also bei Prunsch und Glühwein zum Christmas Special.

00:24:13: Bis dahin.

00:24:13: Ciao.